Podcast-Empfehlung zum Tag der Deutschen Einheit: Rechtsextremismus in Ost und West – mit Fabian Wichmann im Gespräch
Der 3. Oktober steht für die Einheit Deutschlands – und zugleich für die Frage, wie sehr Ost und West tatsächlich zusammengewachsen sind. Unterschiede gibt es bis heute, auch im Blick auf gesellschaftliche Spannungen und Extremismus. Radikalisierung ist kein Phänomen, das sich nur auf einen Extremismus beschränkt. Ob islamistisch, rechtsextrem oder in anderen ideologischen Strömungen – die Muster, Dynamiken und Herausforderungen für Prävention und Ausstiegsarbeit ähneln sich oft.
Passend dazu empfehlen wir eine aktuelle Podcastfolge der taz, die sich mit Rechtsextremismus in Ost- und Westdeutschland beschäftigt.
Mit dabei ist auch unser Mitarbeiter Fabian Wichmann, der aus seiner langjährigen Erfahrung in der Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit berichtet. Er spricht über die Faktoren, die Menschen in rechtsextreme Szenen ziehen, die Rolle regionaler Prägungen und digitaler Räume – und darüber, warum der Weg aus extremistischen Strukturen immer ein individueller Prozess bleibt.
Für uns als Grüner Vogel e.V. ist dieser Blick besonders wichtig: Auch wenn unser Schwerpunkt in der Islamismusprävention liegt, sind die Mechanismen von Radikalisierung und Ausstieg vergleichbar. Ob rechtsextrem oder islamistisch – entscheidend ist, wie Beratung, Zivilgesellschaft und staatliche Stellen gemeinsam Wege zurück in die Gesellschaft ermöglichen.
Grüner Vogel e.V. im Porträt der Beratungsstelle Radikalisierung
Die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat auf ihrer Website ein ausführliches Porträt des Vereins Grüner Vogel e.V. veröffentlicht.
Darin wird unsere Arbeit im Bereich der Distanzierung, Deradikalisierung und Reintegration vorgestellt. Im Mittelpunkt steht die Beratungsstelle Leben, die bundesweit tätig ist und sich sowohl an betroffene Personen selbst als auch an deren soziales Umfeld wendet – von Familienangehörigen über Freundeskreise bis hin zu Fachkräften.
Wir freuen uns über die Anerkennung und die Möglichkeit, unsere Ansätze in diesem Rahmen sichtbar zu machen.
Rückblick auf die Fachtagung „Radikalisierungsprävention im Zeitalter gesellschaftlicher Unsicherheiten“
Am 18. September 2025 fand in der Schlossaula der Universität Osnabrück die Fachtagung der Task Force Islamismusprävention (TAFIP) statt. Unter dem Titel „Radikalisierungsprävention im Zeitalter gesellschaftlicher Unsicherheiten“ diskutierten Vertreter*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Behörden und Politik aktuelle Entwicklungen im Bereich der Extremismusprävention.
Einordnung durch Politik und Wissenschaft
In seinem Grußwort betonte Staatssekretär Hans-Georg Engelke (Bundesministerium des Innern) die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von staatlichen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und wissenschaftlicher Forschung. Nur so lasse sich den vielfältigen Herausforderungen einer wirksamen Islamismusprävention begegnen.
Den inhaltlichen Auftakt bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Peter Neumann (King’s College London), der die veränderte Dynamik des islamistischen Extremismus in Europa skizzierte und dabei insbesondere die wachsende Bedeutung digitaler Kommunikationsräume hervorhob. Eine Paneldiskussion der Task Force knüpfte daran an und verdeutlichte, dass Prävention heute verschiedene gesellschaftliche Bereiche gleichermaßen betrifft – von Schule und Jugendhilfe über Familien und Vereine bis hin zu Social Media und Gaming-Plattformen. Ergänzt wurde dieser Teil durch einen Beitrag von Michaela Glaser (Berghof Foundation), die auf die besondere Rolle von Krisenerfahrungen junger Menschen in Radikalisierungsprozessen einging.
Vertiefungen in den Workshops
Am Nachmittag boten thematisch differenzierte Workshops die Gelegenheit, einzelne Aspekte der Prävention genauer zu beleuchten. Diskutiert wurden unter anderem Erfahrungen aus der Arbeit mit Rückkehrer*innen aus jihadistischen Kampfgebieten, Fragen der psychosozialen Unterstützung von Geflüchteten sowie Möglichkeiten und Grenzen digitaler Prävention am Beispiel der Plattform „Muslim aktiv und weltoffen“. Auch die Rolle von Sicherheitsbehörden in der Präventionsarbeit wurde erörtert, ebenso wie innovative Ansätze im Bereich von Gaming-Communities und Messenger-Diensten, die zunehmend als Rekrutierungsräume genutzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Wissenstransfer in kontroversen gesellschaftlichen Debatten – etwa zu Migration und religiös begründetem Extremismus – und den Herausforderungen, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu überführen.
Bezug zum Empfehlungspapier
Grundlage vieler Diskussionen bildete das bereits im Sommer 2025 veröffentlichte Empfehlungspapier der Task Force Islamismusprävention. Dieses Dokument bündelt zentrale Ergebnisse der bisherigen Arbeit des Gremiums und enthält konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung von Präventionsstrukturen. Die Tagung bot die Möglichkeit, diese Empfehlungen in den Austausch mit Praktiker*innen und Fachöffentlichkeit einzubringen und kritisch zu reflektieren.
Zentrale Positionen der Task Force
Im Mittelpunkt der fachlichen Auseinandersetzung standen verschiedene Querschnittsthemen, die auch die Arbeit der Task Force prägen: die bessere Ausstattung von Schulen, Jugendhilfe und Sozialarbeit; der kontinuierliche Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und Behörden; die stärkere Berücksichtigung digitaler Räume in Präventionsstrategien; der Verzicht auf pauschale Zuschreibungen gegenüber muslimischen Communities sowie die Notwendigkeit langfristig gesicherter Förderstrukturen.
Fazit
Die Fachtagung hat gezeigt, dass Radikalisierungsprävention ein langfristiges, komplexes Arbeitsfeld ist, das unterschiedliche gesellschaftliche Akteure einbindet. Anstatt kurzfristige Maßnahmen zu verfolgen, bedarf es dauerhafter Strukturen und einer differenzierten Auseinandersetzung mit den Ursachen von Radikalisierung. Die Task Force wird hoffentlich ihre Arbeit auf Grundlage des Empfehlungspapiers weiterführen können. Ein wichtiger Aspekt wäre die Frage, wie Prävention wirksamer in Regelstrukturen verankert und an neue gesellschaftliche wie digitale Entwicklungen angepasst werden kann.
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