Beratungs-Hotline: +49 176 4525 9019(Mo.-Fr. 10 - 16 Uhr)

FAQ

Wie kann ich Euch erreichen? Und was passiert, wenn ich Euch anrufe?

Ja, es gibt eine Beratungs-Hotline, auf der Sie uns bei allen Fragen zu einer möglichen Radikalisierung im Bereich Islamismus anrufen können. Sie können uns auch eine E-Mail schreiben.
Wenn Sie die Hotline anrufen, meldet sich eine Fallberaterin oder ein Fallberater von der Beratungsstelle Grüner Vogel e.V. Sie können anonym bleiben, wenn Sie das bevorzugen. Wir werden uns und unser Angebot kurz vorstellen und dann können Sie Ihr Anliegen schildern.
In jedem Fall steht bei uns zuerst das Zuhören im Vordergrund, um dann im Anschluss mit Ihnen gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen. Unsere Hotline ist von 10 bis 16 Uhr erreichbar. Falls Sie außerhalb dieser Zeiten anrufen, rufen wir schnellstmöglich zurück. (Kontakt)

Was passiert mit meinen Informationen? Schade ich der betroffenen Person, wenn ich mit Euch spreche?

Es ist kein leichter Schritt, sich an eine Beratungsstelle zu wenden und dort über sensible und persönliche Themen zu sprechen. Das verstehen wir gut. Auf Wunsch können Sie daher auch anonym bleiben. Wenn Sie befürchten, bei Ihnen oder einer Ihnen vertrauten Person liegt eine Radikalisierung vor, ist es immer gut, sich professionelle Unterstützung zu holen, um darüber zu sprechen. Dafür sind wir da. Sie schaden also niemanden, sondern helfen unter Umständen, eine ungünstige Entwicklung bei einem Menschen aufzuhalten. In jedem Fall gehen wir mit Ihren Angaben vertraulich um und halten uns an die Bestimmungen zum Datenschutz. Wir sind zwar keine staatliche Einrichtung, jedoch sind wir wie alle anderen auch verpflichtet, bevorstehende Straftaten den Sicherheitsbehörden zu melden, wenn wir davon erfahren.

Ist Beratung nur per Telefon möglich oder kann man sich auch persönlich treffen? Ich wohne nicht in Berlin, kann ich mich trotzdem an Euch wenden?

Wir haben Büros in Berlin und Bonn, sind aber bundesweit tätig und kommen auch gerne zu Ihnen, wenn Sie das möchten. Daher müssen Sie nicht in Berlin oder in Bonn wohnen, um mit uns zu sprechen. Über persönliche Treffen hinaus nutzen wir aber auch andere Formen des Kontakts. Dies können z. B. Gespräche per Telefon oder Video sein, aber auch per E-Mail oder über Messenger-Dienste. Wichtig ist nur, dass wir in Ruhe miteinander sprechen können.

Wie oft findet die Beratung statt? Wie lange dauert die Beratung?

Manchmal kann die Frage in einem Gespräch geklärt werden. Komplexe Anliegen bedürfen oft einer längeren Zusammenarbeit. Wir finden gemeinsam heraus, was für Ihre persönliche Situation passend ist.

Was passiert, wenn ich die Beratung nicht mehr weiterführen möchte?

Bei uns ist Freiwilligkeit und Ihr Wunsch zur Zusammenarbeit die Basis jeder Beratungstätigkeit. Oftmals ist eine längerfristige Beratung sinnvoll, besonders bei komplexen Anliegen. Sie können sich aber jederzeit entscheiden, die Beratung zu beenden.

Muss ich für die Beratung bezahlen? Wer finanziert die Arbeit der Beratungsstelle?

Unsere Beratung ist immer kostenlos. Wir werden über die „Beratungsstelle Radikalisierung“ des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit öffentlichen Mitteln gefördert. Wir sind ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein und nicht Teil einer staatlichen Behörde oder der Polizei. (Kooperationen und Netzwerke)

Wie läuft eine Beratung ab?

Bei uns können sich sowohl Menschen aus dem Umfeld einer sich möglicherweise radikalisierenden Person melden, z.B. Eltern oder Freunde, als auch Menschen, die selbst betroffen sind. Am Anfang der Beratung geht es vor allem darum, Ihnen zuzuhören. Wir entwickeln gemeinsam Lösungsansätze, die zu Ihnen und Ihrer Situation passen. Je nach Anliegen geht es darum, praktische Lebensfragen zu klären, an der Kommunikation mit nahestehenden Menschen zu arbeiten oder auch Entlastung in schwierigen Situationen zu schaffen. Unsere Beratung setzt sich zum Ziel, irgendwann nicht mehr gebraucht zu werden. Die Beratung endet im Idealfall, wenn Sie Antworten und Lösungswege für ihr Anliegen gefunden haben. (Beratung)

Meine Tochter verbringt immer mehr Zeit mit religiösen Themen und möchte zum Islam konvertieren. Wird mein Kind nun radikal oder mache ich mir zu viele Sorgen?

Die Entscheidung, einen Glauben anzunehmen, steht jedem Menschen ab 14 Jahren frei. Christentum, Islam, Buddhismus und andere Religionen geben vielen Menschen Halt und sind fester Bestandteil ihres Lebens. Problematisch wird es erst, wenn aus Religion eine Ideologie wird, die andere abwertet und radikale oder sogar gewalttätige Handlungen propagiert. Um zu erkennen, ob sich ein Mensch einer islamistischen Ideologie zuwendet, gibt es Hinweise, aber keine pauschalen Merkmale. Rufen Sie uns daher gerne an, wenn Sie sich Sorgen machen. Wir hören unvoreingenommen zu, um gemeinsam einzuschätzen, ob tatsächlich eine Radikalisierung zu befürchten ist oder bereits stattgefunden hat.

Versucht Ihr, die Menschen vom Islam abzubringen?

Nein. Religiöser Glaube und religiöse Praxis geben vielen Menschen Halt und ist als Teil der Religionsfreiheit von den Grundrechten geschützt.

Mein Sohn verbringt viel Zeit im Internet und schaut sich Videos an, die ich bedenklich finde. Muss ich mir Sorgen machen?

Es gibt keine festen Merkmale, an denen man eine islamistische Radikalisierung unzweifelhaft erkennen kann. Die Umstände des Einzelfalls, Verhaltensänderungen und Aussagen müssen individuell betrachtet werden. Jeder Mensch ist anders und eine mögliche Radikalisierung ist ein Prozess, der sich auf verschiedene Weise zeigen kann. Es ist bereits ein wichtiger Schritt, wenn Sie aufmerksam gegenüber Veränderungen Ihres Kindes sind. Lassen Sie uns gemeinsam über diese Videos sprechen und was diese bei Ihrem Sohn bewirken. Dann schauen wir, wie Sie mit der Situation umgehen und aktiv darauf einwirken können.

Würden Sie auch mal mit meinem Mann/meinem Partner über die Radikalisierung unseres Kindes sprechen?

Wir beziehen jede Person mit ein, die eine vertrauensvolle Bindung und einen Zugang zu Ihrem Kind hat und einen positiven Beitrag leisten kann. Wir werden gemeinsam herausfinden, wer das sein könnte. Denn grundsätzlich ist es wichtig, ein starkes Unterstützer-System zu schaffen, um Wege aus den radikalen Gedankenwelten zu eröffnen. Entscheidend ist auch hier, dass diese Personen bereit sind, an der Beratung teilzunehmen und aktiv zu werden.

Würden Sie auch direkt mit meinem Sohn/meiner Tochter sprechen?

Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter mit uns sprechen will, sind wir jederzeit gerne bereit dazu. Sich radikalisierende Personen können sich jederzeit auch eigenständig bei uns melden. Wichtig ist, dass sich die betroffene Person freiwillig dazu entscheidet.

Ich bin (psychisch) total überfordert mit der Situation, können Sie mich unterstützen?

Ja. Konflikte mit den wichtigsten Menschen im Leben können enorm belasten. Um mit einer möglichen Radikalisierung umzugehen und die betroffene Person auf ihrem Weg heraus zu begleiten, brauchen auch Sie viel Kraft und Stabilität. In schwierigen Situationen hilft es oft bereits, die Sorgen und Ängste mit den Berater*innen zu teilen. Wir unterstützen Sie bei Bedarf auch bei der Suche nach weiteren geeigneten Hilfs- und Beratungsangeboten sowie psychologischer oder auch psychotherapeutischer Hilfe. Dafür nutzen wir unsere professionellen Netzwerke und Kooperationspartner.

Ich habe für mich einen neuen Weg und ein neues Umfeld gefunden, jedoch erlebe ich da Sachen, die ich nicht einordnen kann. Kann ich mit euch darüber reden?

Ja. Manchmal stellt man nach einiger Zeit fest, dass die neue Gruppe oder der Freundeskreis, in dem man sich zunächst wohlgefühlt hat, nicht mehr zu einem passt. Es werden bestimmte Ansichten vertreten, die man selber nicht (mehr) unterstützen kann. Oder es wird beispielsweise direkt oder indirekt von einem verlangt, dass man sich von anderen Freunden oder der eigenen Familie distanziert, oder ein liebgewonnenes Hobby aufgibt. Es ist manchmal schwer, zwischen der Loyalität zur Gruppe und dem, was man eigentlich selber möchte, abzuwägen. Wir unterstützen Sie dabei, wenn Sie dazu Fragen haben, und auch, falls Sie diese Gruppe verlassen möchten. Wir schauen gemeinsam, welche anderen Wege es für Sie gibt.

Ich habe mich entschieden auszusteigen. Helft Ihr mir dabei?

Ja, unser Beratungsangebot richtet sich auch an Aussteiger und Ausstiegswillige. Wenn Sie Themen oder Fragen haben, die Ihr Leben im Kontext einer als islamistisch betrachteten Gruppe betreffen, oder wenn Sie von sich selbst denken, in der Vergangenheit radikalisiert gewesen zu sein, melden Sie sich bei uns, um gemeinsam zu erarbeiten, wie man mit der Vergangenheit umgehen und neue Wege gehen kann.

Ist es von Nachteil für mich, wenn ich mit Euch zusammenarbeite, weil dann alle denken, ich sei radikal?

Nein. Wer sich von uns beraten lässt, muss nicht zwangsläufig radikalisiert (gewesen) sein. Wir denken, es ist grundsätzlich der richtige Schritt, sich professionelle Unterstützung von außen zu holen und dass dies ein Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein ist. Außerdem ist unsere Beratung vertraulich.

Ich bin verurteilt und bin im Gefängnis. Arbeitet Ihr auch in Haft mit mir?

Ja. Wir arbeiten auch mit Menschen, die sich in Haft befinden. Voraussetzung ist hierfür, dass eine innere Motivation für die Beratung besteht und Sie sich selbstständig oder zum Beispiel über Ihren Anwalt bei uns melden und erklären, dass Sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Wir begleiten Sie während der Haft und auch danach. Wir unterstützen Sie dabei, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit aufzubauen.